St. Nikolai-Kirche
Geschichtliche Entwicklung
Eine Kirche im Zentrum des städtischen Lebens, das ist die St. Nikolai-Kirche in Berlin-Spandau. Der wuchtige Bau inmitten der Spandauer Altstadt ist mit dem Kirchturm weithin sichtbar. Als “ecclesia forensis” erstmals urkundlich erwähnt, wurde für diese Marktkirche durch die deutschen Kaufleute, die sich in Spandau am Zusammenfluss von Havel und Spree niedergelassen hatten, alsbald das Patrozinium des heiligen Nikolaus gewählt. Seit über 600 Jahren werden in dem gotischen Gotteshaus aus dem 14. Jahrhundert Gottesdienste gehalten.
Hier ließ sich am 1.11.1539 der Kurfürst Joachim II. das heilige Abendmahl nach lutherischer Lehre in beiderlei Gestalt reichen. Nach dem alten Rechtssatz “cuius regio, eius religio” – “wessen Reich, dessen Religion” war man von nun an evangelisch, weil der Landesherr evangelisch war. Seit dieser Zeit gilt die St. Nikolai-Kirche in Berlin-Spandau als die Reformationskirche für Berlin-Brandenburg. Daran erinnert das Standbild des Kurfürsten Joachim II. (Bild H) vor der Kirche und das Gemälde “Die Spandauer Adelsmesse” in der Kirche.
In der Zeit des Nationalsozialismus bildete sich an der St. Nikolai-Kirche neben der Dahlemer Gemeinde um Pfarrer Niemöller ein zweites Zentrum der Bekennenden Kirche, an deren Spitze Pfarrer Martin Albertz stand. Mit der Renovierung der kriegsbeschädigten Kirche begann man schon 1946, galt es doch, die Mutterkirche des evangelischen Kirchenkreises Spandau zu bewahren und neues kirchliches Leben zu wecken. Nach ersten provisorischen Arbeiten erfolgte in mehreren Zeitabschnitten eine umfassende Wiederherstellung, die erst 1996 mit dem Einbau der neuen EULE-Orgel (Bild G) beendet wurde.
Heute ist die restaurierte Kirche ein wichtiges Zentrum des kirchlich-kulturellen Lebens im Bezirk Spandau mit den vielen Aktivitäten der Gemeinde. Schwerpunkte sind neben dem pastoralen Dienst die Diakonie und die Kulturarbeit, vornehmlich die Kirchenmusik.
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Interaktive 360-Grad-Tour durch die St.-Nikolai-Kirche inkl. Turmaufstieg mit Dachstuhl und durch das benachbarte Kirchenmuseum ( © 2020 Step Insight)
Die Buchstaben im Grundriss bezeichnen Fotos, die Sie sich hier und als Link am Ende des Textes ansehen können.
Beschreibung der St. Nikolai-Kirche
Die St. Nikolai-Kirche ist eine dreischiffige Hallenkirche mit polygonalem Umgangschor und zwei Seitenkapellen (Bild I) , einem mächtigen Satteldach (Bild F) und dem monumentalen Westturm. Ihre Gesamtlänge mit Turm beträgt 55 m, die Gesamtbreite ohne Kapellen 21,20 m und die Firsthöhe 31,30 m. Der Turm erreicht eine Gesamthöhe von 77 m mit einer Aussichtsplattform in 53,80 m Höhe. Seine Mauerstärke im Erdgeschoß beträgt fast drei Meter.
Die erste Kirche am heutigen Standort ist ca. um 1200 aus beschlagenen Feldsteinen im Zentrum einer Kaufmannssiedlung gebaut worden. Im 14. Jahrhundert wurde die heutige gotische Hallenkirche als Bürgerkirche erreichtet. Der barocke Turmaufsatz aus dem Jahre 1744 fiel im 2. Weltkrieg, nach genau 200 Jahren, einer Brandbombe zum Opfer. Nach einem Notdach aus dem Jahre 1952 konnte im Jahre 1989 die Wiederherstellung der historischen Turmansicht unter Beibehaltung der Schinkelschen Umgestaltung aus dem Jahre 1839 gefeiert werden. Im Gegensatz zum Turm erfuhr das Kirchenschiff über die Jahrhunderte von außen nur wenige Veränderungen.
Im Innern wird der Raumeindruck des vierjochigen Langhauses mit dem sich nahtlos nach Osten anschließenden Chor durch den wirkungsvollen Gegensatz der profilierten Teile aus rotem Ziegel zu den weißen Putzflächen der Wände, Blenden und Gewölbekappen bestimmt. Kreuzrippengewölbe führen zum Chor, den ein sechszackiges Sterngewölbe überspannt. Im Chor befinden sich die drei Prinzipalstücke: Taufbecken, Altar und Kanzel.
Das älteste Sakralkunstwerk ist das bronzene Taufbecken (Bild B) von 1398. Es wird getragen von den vier Evangelisten auf einem ringförmigen Fuß.
Der steinerne Renaissancealtar (Bild A) von 1582 erhebt sich acht Meter hoch zwischen dem östlichen, enger gerückten Chorpfeilerpaar. Die in Stuck ausgeführten, farbig gefassten Bildwerke zeigen auf den Seitenflügeln die Mitglieder der Familie des Grafen Rochus Guerini zu Lynar, der den Altar stiftete. Im Zentrum steht das Heilige Abendmahl und darüber das Jüngste Gericht. Unter dem Altar befindet sich eine offene Gruft, in der die gräfliche Familie zu Lynar bestattet ist.
Die Kanzel (Bild C) (um 1700) ist ein Meisterwerk des preußischen Barock in Holz. Sie war ursprünglich für die Potsdamer Schlosskirche geschaffen, wurde 1714 der Spandauer Johanniskirche geschenkt und dort von 1751 bis zu deren Verkauf verwendet. 1903 kam sie in die St. Nikolai-Kirche.
Die Triumphkreuzgruppe (Bild D) von 1540, ursprünglich auf einem des Mittelschiff überspannendem Balken vor dem Chor, befindet sich heute über dem Eingang zur Ribbeck-Kapelle mit der Spandauer Madonna (Bild E) .
Bei näherem Interesse zu Geschichte und Entwicklung der St. Nikolai-Kirche können Sie am Büchertisch in der Kirche den Kunst-Kirchenführer und den Kirchenführer für Kinder erwerben.
Die St. Nikolai-Kirche in historischen Postkarten von Rainer Fliegner gesammelt
Hier drei Filmempfehlungen zur St.-Nikolai-Kirche in Berlin-Spandau: