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Grabplatte für George Adam Neumeister, 1727
Grabplatte für George Adam Neumeister, 1727
# Museum

Grabplatte für George Adam Neumeister, 1727
In der Spandauer St.-Nikolai-Kirche befinden sich 18 Gedächtnismale, die an Verstorbene erinnern. Aus der großen Anzahl der ehemals vorhandenen Kunstwerke sind diese zufällig erhalten geblieben. Sie stammen nicht nur von Gräbern in der St.-Nikolai-Kirche, sondern auch von anderen Kirchen und Friedhöfen. Sie sind aus Holz, Stein oder Metall gefertigt und erinnern an Pfarrer, Bürgermeister, Spandauer Bürger und Bürgerinnen sowie adlige Militärangehörige, die auf der Zitadelle ihren Dienst taten und in der Spandauer Kirche beerdigt wurden.
Der Rundgang beginnt im Haupteingang und führt Sie im Uhrzeigersinn links herum durch das nördliche Seitenschiff, den Chorraum hinter dem Altar und das südliche Seitenschiff wieder zum Ausgang zurück.
Im folgenden wird vorgestellt (Nr. 14 im Rundgang):
Grabplatte für George Adam Neumeister, 1727
Lage: Im Chorumgang an der Südwand, links neben der Tür zur Sakristei aufgerichtet. Maße: H 166cm, B 88cm, T 3cm. Beschreibung: Die Grabplatte besteht aus braunem Marmor. Die Namen sind in Antiqua und der übrige Text in gotischen Minuskeln geschrieben. Die Schriftgrößen sind sehr unterschiedlich. Die Platte wird von fünf Eisenklammern gehalten. Unter der Inschrift sind mittig ein Totenkopf und weiter außen rechts und links je zwei gekreuzte Palmblätter zu sehen.
Inschrift:
In dieser gewölbten Grufft
erwartet der seeligen Aufferstehung,
der weyland HochEdle hochweise, und
wolgelahrte HERR
Herr GEORGE ADAM NEÜMEISTER:
der seinen seeligen herrn Vater nach wol ABSOLVIR=
TEN STUD: JURID: in allen Ehren Stuffen löblich nachge=
folget, indem Er hieselbst der Stadt 30 Jahr nehmlich 9 Jahr
als Senator und Z1 Jahr als Burgermeister treülich, und mit Nutze
gedienet, auch bey dem Hochlöbl: Havell. Craysse wolbeliebter Einehmer
Z3 Jahr gewesen, seine dreymahl glückl: getroffene Ehe ware mit 2 Söh
ne u: 5 Töchter von Gott geseegnet davon 2 wolgerathene Töchter noch am
lebe 2 Söhne aber u: 3 Töchter Ihm zu der frohe Ewigk: voragegage
Er ward gebohre D. 6 JUN 1672 starb D: 7. Sept 17Z7 abendts 1/4 auf 10 Uhr
u: da hat Er die Krafft seines WahlSpruchs. Ps. 38 V 22 seqq. Verlaß mich nit
Herr mein Gott, sey nicht ferne von mir, eile mir bey zu stehe Herr meine
Hülffe zur ewige Erquickung empfunde Seiner Jahre waren 55, 3 Mon:
2 Tage auch nimt Er daran seine gebüreden Antheil, wan hiesige Stadt
159 Jahr rechnet, da seine VorEltern rühmlich gelebet, sein Gross Vater
u: Vater, durch mildthätige Stifftunge, in ansehnliche Legatis U. Stipendiis
an Kirch und Schulbedienten auch studierender Jugend
sich unvergesslich gemacht:
Leser! vergnüge dich mit dieser Nachricht, welche des seelige nachgelaß
ne Ehegenossin Fr: Rosina Eliesabeth geb: qveintzin, und beyde
Töchter, 2ter Ehe, Jgfr Anna Christiana u: Jgfr Sophia Lovysa
die Neümeistere diesem Steine anvertrauet.
Anmerkung: Die Inschrift wurde von Peter Lietzke und Rainer Paasch, zwei Mitgliedern der Museumsgruppe St. Nikolai, am 2. Februar 2009 von von der Grabplatte abgeschrieben.
Zur Person: Schulze I, S. 20, 34, 60, 62, 67, 70, 71, 113,116-118, 123, 147, 148, 152, 396, 400, 495, 518
- Neumeistersches Haus = nach dem Tod von Georg Adam Prinzen- bzw. Regimentschef-Palais
- Neumeister wurde 1697 Ratsmann, consul supernumerarius 1704
- beigesetzt im Neumeisterschen Erbbegräbnis (als Nr. 19); Epitaph vor dieser Gruft an der Außenmauer der Kirche
Schulze II, S. 288, 301, 303, 304, 307-310, 314, 317-320, 322-329, 335, 337, 342
- Auf Fürsprache seines Vaters beim Kurfürsten wurde N. 1697 Einnehmer im Havelländischen Kreis; als Nachfolger des alten Carl Nicolai
- Nicolai starb und N. bewarb sich auh um dessen Rats- und Richterstelle. Zützel und Cautius (die „Bestimmer“) gaben Rektor Jacobi ihre Stimmen, doch die Mehrheit wählte Neumeister.
- 1706 wurde Neumeister Nachfolger von Cautius
- 1706 gaben Neumeister die 1. Etage ihres Erbbegräbnisses an die Familie von Below ab
- Regierender Bürgermeister, abwechselnd mit Zützel ab 1707, später wechselnd mit Cautius jun.
- 1717 Feier 200 Jahre Reformation und „Geld ist verschwunden!“ (S. 322f, Schulze II)
- 1718 Magd wird gerädert
- 1722 G. A. Neumeister ging bankrott; seine alte Mutter musste seine Schulden begleichen (S. 329, S II)
- 1722 wurde die Nikolai-Kirche von innen renoviert; viele Dinge wurden „transferiert“; 11 über 100 Jahre alte Fenster wurden „weggetan“ (S. 330, S II)
- 1723 schweres Gewitter mit drei Toten; erhielt Spandau Straßenschilder
- 1724 Bürgermeister G. A. Neumeister hatte Briefe, die ins Rathaus gehörten, zuhause aufbewahrt.
- 1727 starb G. A. Neumeister, „der Letzte dieser aus Schmalkalden herstammenden Familie, die seit 300 Jahren hier floriert hatte“. (S. 342, S II)
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