
14/10/2025 0 Kommentare
Grabplatte für Elisabet Heinike, und ihre Kinder Elisabet und Andreas, 1604
Grabplatte für Elisabet Heinike, und ihre Kinder Elisabet und Andreas, 1604
# Museum

Grabplatte für Elisabet Heinike, und ihre Kinder Elisabet und Andreas, 1604
In der Spandauer St.-Nikolai-Kirche befinden sich 18 Gedächtnismale, die an Verstorbene erinnern. Aus der großen Anzahl der ehemals vorhandenen Kunstwerke sind diese zufällig erhalten geblieben. Sie stammen nicht nur von Gräbern in der St.-Nikolai-Kirche, sondern auch von anderen Kirchen und Friedhöfen. Sie sind aus Holz, Stein oder Metall gefertigt und erinnern an Pfarrer, Bürgermeister, Spandauer Bürger und Bürgerinnen sowie adlige Militärangehörige, die auf der Zitadelle ihren Dienst taten und in der Spandauer Kirche beerdigt wurden.
Der Rundgang beginnt im Haupteingang und führt Sie im Uhrzeigersinn links herum durch das nördliche Seitenschiff, den Chorraum hinter dem Altar und das südliche Seitenschiff wieder zum Ausgang zurück.
Im folgenden wird vorgestellt (Nr. 13 im Rundgang):
Grabplatte für Elisabet Heinike, und ihre Kinder Elisabet und Andreas, 1604
Lage: In der rechten Blendnische unter dem 7. Fenster im südlichen Chorumgang. Maße: H 170cm, B 91cm, T 6cm
Beschreibung: Auf der Grabplatte ist die Verstorbene in flachem Relief als Dreiviertelfigur dargestellt. Sie trägt ein Totenkleid mit weiten Ärmeln, spitzem Kragen und gefälteltem Brustteil, auf dem ein fein gemeißeltes Blütenkreuz liegt. Die Hände sind über dem Leib gekreuzt. Das ovale Gesicht bekrönt eine kappenförmige Haube. Seitlich des Kopfes ist links das Wappen der Familie Heinike mit einem Hahn und rechts das der Familie Retzloe mit einem springenden Bock dargestellt. Über den Beinen der Frau sind die beiden Grabplatten der Kinder nebeneinander angeordnet. Links die kleinere, mit Rollwerkrahmen geschmückte des Töchterchens Elisabeth, rechts die etwas größere des Söhnchens Andreas. Beide Platten zeigen die Kinder in voller Größe, im Totenhemd und mit überkreuzten Händen, die Blumensträuße halten. Das Mädchen trägt einen großen Mühlsteinkragen und auf dem Hemd und der spitzen Haube ist ein Wiederkreuz zu sehen. Der Junge hat einen Blütenkranz im Haar. Die drei Inschriften sind jeweils im Uhrzeigersinn auf dem Rand der Grabplatten angebracht, wobei die unteren Inschriften von rechts nach links und auf dem Kopf stehend und die linken von unten nach oben zu lesen sind. Unterhalb der Hände der Mutter befindet sich eine rautenförmig ausgebesserte Stelle.
Inschrift:
ANO: 1604 DE Z8. FEBR: IST SELIGLICHENTSCHLAFE/
die erbare vnd ehrntvgentsame fraw elisabet retzloes, des ernveste/
vnd erbahr HERn ioanis heiniken chvrf. BR:/
amPtschR: alhier ehliche havsfraw, ihres alters Z6 Iahr, der sehEe gotT gnade. elisabet gemelte/
her ambtschr: töchtterlein, ist sehl/
igklich gestorb:/
de 17 ivly. ao: 1604. der sehle gotT gnade./
im selbe iahr den Z4. mar:/
ty starb erwehnte her amptschr: söhnlein/
andreas genandT seineS/
alters im Z. Iahr des sehle gotT gnade./
Anmerkungen: Die Inschrift wurde von Peter Lietzke und Rainer Paasch, zwei Mitgliedern der Museumsgruppe St. Nikolai, am 26. Januar 2009 von der Grabplatte abgeschrieben. Z=2, I=J. Schrägstriche von den Verfassern. Sie zeigen das jeweilige Ende der Zeile an. Über „ANO“ bzw. „AO“ (lat. anno = Jahr) befindet sich ein Kürzungsstrich.
Zur Person: Elisabet Heinike
1578 geborene Retzloe
verh. mit Johann Joachim Heinike, Kurfürstlicher brandenburgischer Amtsschreiber
gest. 28.2.1604 mit 26 Jahren
Sohn Andreas gest. am 24.3.1604 mit 2 Jahren
Tochter Elisabeth gest. 17.7.1604
Die Todesursachen der drei kurz nacheinander Verstorbenen sind nicht in den Kirchenbüchern vermerkt.
1608 heiratete Johann Heinike erneut in Naumburg
1609 Schulze II. S. 139: Montags nach Quasimodogeniti verehrte Johann Heinike, gewesener Amts Schreiber allhier, für seiner Frauen u. Kinder Begräbniß in der Kirche 20 Thlr., die der Rath der Kirche zu verzinsen an sich nahm; da hingegen die Vorsteher der Kirche sich verpflichteten, die Thüre auf erwähnter Frauen Begräbniß, wenn sie schadhaft würde, wieder zu recht zu machen. (=Johann Heinike lebt nicht mehr im Spandau:)
Das Spandauer Schlossamt gehört zu den ältesten in Brandenburg. 1197 wird ein Spandauer Advocat bzw. Vogt, Eberhard, erstmals schriftlich erwähnt. Er übte – als Vertreter des Landesherren – die Gerichtsbarkeit in der ersten und zweiten Instanz aus. Anfang des 15. Jahrhunderts entstand der Name "Amt", sein Verwalter hieß "Amtmann" oder auch "Hauptmann". Ihm waren der Amtsschreiber und der Kornschreiber unterstellt. (Schulze I, S. 484f.)
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