Die Bronze-Taufe von 1398

Die Bronze-Taufe von 1398

Die Bronze-Taufe von 1398

# Museum

Die Bronze-Taufe von 1398

Historisches

Nach Martin Luther gehört ein „Taufstein“ neben Kanzel und Altar zu den Prinzipalstücken, die in jeder Kirche zum Gottesdienst vorhanden sein müssen. Der „Taufstein“ in St. Nikolai ist das älteste Ausstattungsstück der Kirche und zugleich eine der ältesten Bronze-Taufen in Berlin-Brandenburg. Der Künstler ist nicht namentlich bekannt, stammt aber vermutlich aus der Braunschweiger Ludolfus-Werkstatt. Man nimmt an, dass es sich um eine Stiftung der Kirchen-Beauftragten des Spandauer Rats handelt. Die Bronze-Taufe wurde im Jahre 1398 aufgestellt. Dies geht aus der lateinischen Inschrift am oberen Beckenrand hervor: „Anno domini millesimo tricentesimo XC VIII in festo nativitatis gloriose marie virginis” Die Übersetzung lautet: „Im Jahre des Herrn 1398 am Fest der Geburt der glorreichen Jungfrau Maria.“

Beschreibung

Der Bodenring: Der Taufkessel, ein so genannter Vierträger mit Bodenring, steht auf einem achteckigen Steinsockel, in den der bronzene Bodenring eingepasst ist. Von diesem Bodenring ist die untere Partie, mindestens bis zur halben Höhe, aus unbekanntem Grund horizontal abgetrennt worden. Die Reliefs daran sind entsprechend nur fragmentarisch erhalten. Der Durchmesser des unteren Randes war ursprünglich etwa gleich groß wie der des oberen Beckenrandes. An der verbliebenen schrägen Fläche sind Fragmente von acht größeren flachen Reliefs sowie vier kleinere Figuren zu erkennen. Die Reliefs unter den Trägerfiguren sind Wappen, dazwischen jeweils das Lamm Gottes mit Kreuzstab. Unter dem bärtigen Trägerpaar ist der gekrönte Doppeladler des Römischen Reiches zu erkennen. Unter dem bartlosen Trägerpaar wird eine Variante des luxemburgischen Wappenlöwen vermutet.

Die Trägerfiguren: Die Figuren sind relativ flache Reliefs mit planer Rückseite und stellen verschiedene frontal stehende männliche Heilige dar. Da ihre Attribute verloren bzw. stark beschädigt sind, lassen sich die Figuren nicht eindeutig identifizieren. Zwei bärtige und zwei bartlose Männer stehen sich jeweils genau gegenüber. Es könnte sich um die Evangelisten Johannes (mit den Attributen Buch, Kelch und Priestergewand), Matthäus (Buch, Stab oder Hellebarde) und den Apostel Jakobus d. Ä. (Stab, Muschelrest in der Hand?, Reparaturstelle am Kopf – ursprünglich Pilgerhut?) handeln. Die vierte Figur ist nicht zu bestimmen.

Das Becken: Es scheint im zweiteiligen Formmantel gegossen worden zu sein. Die so entstandene vertikale Gussnaht ist danach nicht beseitigt worden und zieht sich an zwei Seiten, einander gegenüber, vertikal an der Wandung herab und halbierend über den Beckenboden. Dadurch wurden Buchstaben im Schriftband und Figuren in den Bildbändern in Mitleidenschaft gezogen. Die Wandung ist durch schmale Dreifachstege in ein Schriftband unter dem oberen Rand sowie ein breiteres und ein schmaleres Bildband darunter gegliedert.

Das Bildprogramm: Die kleinen vergoldeten, fast vollplastischen und oft undeutlichen Figuren sind nur sehr schwer zu erkennen und zu identifizieren. Sie werden vielfach wiederholt. Im Einzelnen sind in beiden Bildbändern folgende Figuren oder Figurengruppen zu erkennen: Kruzifix, Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes bzw. zwei Marienfiguren (auch als Anfangszeichen im Schriftband), Maria, Johannes, Maria mit dem Kind und Maria und Joseph mit dem Kind (Geburtsszene), weibliche Heilige, Gestalt mit erhobenen Armen, stehende Madonna mit Kind auf dem linken Arm; drei kleine Figuren, davon eine sitzend. Drei dieser kleineren Figuren befinden sich auch auf dem schmalen und schrägen Bildband zwischen den Köpfen der Träger.

Der Deckel: Seit 1839 ist das Taufbecken mit einem Deckel aus Messing verschlossen. In 12 Feldern sieht man jeweils einen vergoldeten anbetenden Engel. In den Deckel wird zur Tauf-handlung eine silberne Taufschale eingesetzt. Dieser Deckel wurde von Karl Friedrich Schinkel entworfen. Schon viel früher war die Ganztaufe durch dreimaliges vollständiges Untertauchen abgeschafft worden. Man wollte die hohe Säuglingssterblichkeit nicht noch durch mögliche Erkrankungen nach diesem Taufakt verschlimmern.

Wegen seiner großen Bedeutung stand das Taufbecken früher in der Mittelachse der Kirche vor dem Altar. 1903 wurde es seitlich verschoben und steht heute vom Eingang aus gesehen links vor den beiden nördlichen Chorpfeilern.

Text: Hannelore Lietzke, Peter Lietzke, Sabine Müller, Rainer Paasch 2008

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