Auf Spurensuche im Kirchenmuseum

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Auf Spurensuche im Kirchenmuseum

Nicht nur auf Sand gebaut. Auf Spurensuche im Kirchenmuseum

Grüße aus der Eiszeit
Im Keller des Hauses Reformationsplatz 12 treffen wir auf Zeugen aus der letzten Eiszeit. Gletschermassen schoben die großen Findlinge aus Skandinavien bis in unsere Gegend. Später konnten aus den Steinen Gebäude errichtet werden. Das heutige Museum der Spandauer St.-Nikolai-Gemeinde steht auf einem solchen soliden Feldsteinsockel (siehe Bild oben). Wann das Haus entstand, wie es sich entwickelte, weiß leider niemand genau. Doch wir Menschen sind neugierig und so begab sich ein kleines Team unseres Kirchenmuseums auf Spurensuche. Zunächst wälzten wir Bücher, dann stellten wir Vergleiche an, befragten Experten, Archive und Ämter, diskutierten die Ergebnisse, stellten die nächsten Fragen usw. usw.  

Spandau entstand vor 850 Jahren
Derzeit bietet sich uns folgendes Bild: Die Geschichte des Hauses ist eng mit der Geschichte Spandaus verbunden. Unser modernes Spandau hat seine Anfänge in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts (um 1170). Zu den ältesten mittelalterlichen Siedlungskernen (Mehrzahl!) gehörte die Kaufmannssiedlung rund um die Nikolaikirche. Die Häuser und vermutlich auch die Kirche selbst waren zunächst aus Holz gebaut. Es könnte sein, dass zu dieser Zeit „unser“ Haus bereits ebenfalls als einfaches Holzhaus existierte. Um 1210 soll dann die Kirche aus Feldsteinen bestanden haben. Stammt auch unser Eiszeitfundament eventuell aus jenen Jahren? Im Jahr 1232 war Spandau soweit gewachsen, dass es erstmals in einer Urkunde auftauchte. 1239 wurde sogar ein großes Frauenkloster gegründet. Es lag südlich außerhalb der Stadt, ungefähr dort, wo auf dem Gelände der ehemaligen Beton-Hauptpost demnächst einige Hochhäuser entstehen sollen. 

Die Nonnen waren nicht begeistert
Zum Gründungsbesitz des Klosters gehörte die Nikolaikirche. Leider war zu diesem Zeitpunkt die Nikolai-Siedlung wohl samt Kirche durch Brand zerstört. Die Nonnen waren über dieses Geschenk nicht begeistert. Schon ein Jahr später (1240) boten die Landesherren der Spandauer Bürgerschaft den Erwerb der Nikolaikirche (zu dieser Zeit: ecclesia forensis = Marktkirche) unter der Bedingung ihrer Wiederherstellung an. Nach allem, was wir wissen, nahmen die Spandauer dieses Angebot nicht an. Die Kirche blieb bis zur Reformation beim Kloster. Die Bürger hingegen konzentrierten sich auf die Entwicklung der zeitgleich etwas weiter südlich entstandenen deutschen Rechtsstadt und trennten die alte, verbrannte Kaufmannssiedlung mittels einer neuen Stadtbefestigung ab. Die Nikolaikirche stand nun für fast 80 Jahre, vermutlich ungenutzt, außerhalb der Stadt. 

Es ging wieder aufwärts
Wieder einbezogen wurde das Areal 1319 beim Bau einer backsteinernen Stadtmauer. Spandau blühte im 14. Jahrhundert auf. Ab den 1320er Jahren bezeugen Altarstiftungen, dass die Nikolaikirche endlich neu errichtet wurde, als prächtige gotische Backsteinhalle. 1368 wurde der Dachstuhl aufgesetzt, 1398 das bronzene Taufbecken aufgestellt. Irgendwann in dieser Zeit entstand wohl auch der Keller „unseres“ Hauses mit seinen gotischen Formsteinen auf dem Feldsteinsockel. Wem das Haus gehörte, wer darin lebte und wie die Geschichte weiterging, berichten wir Ihnen am „Tag der offenen Türen“ (8.9.2024) und bei den regelmäßigen Freitagsführungen.
Sabine Müller, Museumsleiterin

Dieser Text wurde zuerst veröffentlicht im Gemeindebrief St. Nikolai, Ausgabe September bis November 2024, S. 12 f.

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