Alles Schinkel? Und ein Hängegerüst!

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# Museum

Alles Schinkel? Und ein Hängegerüst!

Auszug aus:
Fortführung des Bau-Journales für den Reparaturbau der St. Nicolai-Kirche zu Spandau

Manuskript und Zeichnung von Paul Julius Nicolai (1810?-?),
Feldmesser und Baukondukteur aus Bötzow

Band 2, April 1839-Dezember 1839, Seite 12v f.

»Juni 1839: Die Construktion des Hängegerüstes war folgende: Es wurden lange Strecken & diagonaliter durch die 4 Ecken der obersten Thurmetage gestreckt, nachdem die nöthigen Löcher durch die 4' starke Mauer gestämmt waren, und in diesen Löchern zu mehrern Festigkeit mit Holzkeilen festgekeilt und vermauert; zwischen den Riegeln des stark befestigten Glockenstuhles erhielten sie ihre Auflagen und wurden durch Steifen gegen das Drehen um die äußere Kante der Thurmmauer geschützt. Auf ähnliche Weise waren durch die obersten Luken je 2 Strecken schräg heraus gestreckt, im Innern wie die vorigen abgesteift im äußeren mit 10' Ausladung. Da diese aber wegen der einzusetzenden Lukenzargen um 1' tiefer in ausgestämmten Sohlen der Luken eingelegt werden mußten, erhielten sie im Äußeren noch aufgesattelte Schwellhölzen B so daß diese mit den Eckstrecken in einer Ebene zu liegen kamen. Und wurden nun hierauf die Gerüstschwellen aufgekämmt. Von den äußersten Punkten der Strecken aus gingen Stützbänder D bis zum Gesims des folgenden Thurmabsatzes, welche durch Spannriegel & gegen das Ausgleiten seitwärts gesi- chert waren. Diese Stützbänder halfen nun ganz besonders die Last des zu errichtenden Gerüstes tragen, da hierdurch das Drehen der Strecken als Hebelsarm ganz aufgehoben war. Auf die Schwellen wurden wie die 26' hohen Stiele des Gerüstes aus schwachen Halbholz oder Starken Kreuzholz aufgestellt F und mit eingekämmten und verbolzten starken Bohlriegeln verbunden, und diese Gerüstwünde, weil sich die 26' hohen Stiele in dieser Höhe nicht richten ließen als verbundene Wände an 2 Flaschenzügen in die Höhe gewunden und die aufgesetzten und angeblatteten Stiele zur sichersten Befestigung durch 2 überkämmte Laschen fest mit den Schwellen verschraubt wie bei K in größerem Maßstab zu sehen. Auch waren die Schwellen mit den Strecken und Stützbändern mit langen eisernen Schraubenbolzen fest verbunden. Gegen das Schwanken der Gerüstwände, wurden dieselben durch Kreuzzangen G mit den inneren Thurmwänden fest verbunden so wie auch noch zu den obersten 8 kleineren Thurmfenstern Zangen damit verbunden wurden. Nach Vollendung der Laternensäulen mit der Zinkbekleidung und des Anstreichens derselben wurde der Zimmermeister Brettschneider sogleich beauftragt, das oberste Gerüst abnehmen zu lassen, die starken Schwellstücke austrennen zu lassen und sämtliche Hölzer zur Vervollständigung des genannten Hängerüstes zu verwenden. Aus diesen Hölzern wurden nun die Gerüstwände zunächst der Thurmmauer ausgeführt, um die Löcher für die Nutzriegel zu verwenden, deren Ausmauerung hernach bei der geputzten Etage Fläche gegeben haben würde, und um auch bei einer so bedeutenden Höhe eine recht sichere Rüstung zu gewinnen, die zum Auswinden der schweren Uhrscheiben und der gänzlichen Umarbeitung der obersten Thurmetage durchaus nothwendig erschien. Ebenso wurden die Zwischenetagen des Gerüstes aus diesen Hölzern entnommen durch gegen die Stiele genug alte Bohlen welche noch durch Knaggen unterstützt waren, und hierüber wurden die nöthigen Nutzriegel placiert als Unterlagen der Belagsbohlen und Bretter wozu der p. Brettschneider ein Schock angeliefert hatte, welche mit den Brenneisen als zum Bau gehörig gebrannt wurden.«

Copyright der Transkription:
Ev. Kirchengemeinde St. Nikolai Berlin-Spandau, Museum Spandovia Sacra;
Archiv Signatur NIK 0361

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