Der Besuchsdienstkreis von St. Nikolai

„Guten Tag,
ich komme von der Kirchengemeinde St. Nikolai und möchte Ihnen zum Geburtstag gratulieren!“

Der Besuchsdienst der ev. Kirchengemeinde St. Nikolai ist gegründet worden, um Gemeindegliedern einen Gruß der Kirchengemeinde anlässlich ihres Geburtstages zu überbringen. Die Jubilare werden somit als Gemeindeglieder wahrgenommen und wertgeschätzt.

Die schriftliche Gratulation erfolgt ab dem vollendeten 65. Lebensjahr in Fünfer-Jahresschritten; ab dem 80. Geburtstag jährlich.

Ziel des Besuchsdienstkreises unter der Leitung eines Pfarrers, z.Zt. Jörg Kluge, ist es, die Jubilarinnen und Jubilare auch zu besuchen und eine persönliche Gratulation auszusprechen. Dies geschieht zu den „runden“ Geburtstagen 8o, 85 und 90 Jahren; danach jährlich.

Die Überbringer/innen der Grüße repräsentieren die Kirchengemeinde St. Nikolai.

Jeder Jubilarin/jedem Jubilar wird eine Rose überreicht.

In einer Zeit der Vereinzelung und Vereinsamung sind die Vertreter/innen der Gemeinde häufig die einzigen Gäste. So ergeben sich mitunter sehr persönliche und intensive Gespräche über den Lebensweg und Lebenssituation.

Im Augenblick versehen sieben Ehrenamtliche diesen Dienst. Einmal im Monat, z.Zt. der letzte Donnerstag, trifft sich die Gruppe im Gemeindeteil Petrus, Grunewaldstr. 7, um 18 Uhr.

Das Treffen dient dem Austausch:
Was habe ich bei meinen Besuchen erlebt?  Freudiges, Trauriges…
Wie geht es mir mit dem Erlebten?  Gefühle, Gedanken, Bilder…
Gibt es Notwendigkeiten?  Besuch durch Pfarrer, Pflegedienst oder andere soziale Einrichtungen…

In der Gruppe wird auch das nötige „Rüstzeug“ für die Besuche vermittelt.

Einmal im Jahr trifft sich die Gruppe zu einem geselligen Abend mit Bewirtung als Dankeschön der Kirchengemeinde.

 

 

 

 

Die Rose

Rainer Maria Rilke ging in der Zeit seines Pariser Aufenthaltes regelmäßig über einen Platz, an dem eine Bettlerin saß, die um Geld anhielt. Ohne je aufzublicken, ohne ein Zeichen des Bittens oder Dankens zu äußern, saß die Frau immer am gleichen Ort.

Rilke gab nie etwas, seine französische Begleiterin warf ihr häufig ein Geldstück hin. Eines Tages fragte die Französin verwundert, warum er ihr nichts gebe. Rilke antwortete: “Wir müssen ihrem Herzen schenken, nicht ihrer Hand.”

Wenige Tage später brachte Rilke eine eben aufgeblühte weiße Rose mit, legte sie in die offene, abgezehrte Hand der Bettlerin und wollte weitergehen. Da geschah das Unerwartete: Die Bettlerin blickte auf, sah den Geber, erhob sich mühsam von der Erde, tastete nach der Hand des fremden Mannes, küsste sie und ging mit der Rose davon.

Eine Woche lang war die Alte verschwunden, der Platz, an dem sie vorher gebettelt hatte, blieb leer. Nach acht Tagen saß sie plötzlich wieder an der gewohnten Stelle. Sie war stumm wie damals, wiederum nur wieder ihre Bedürftigkeit zeigend durch die ausgestreckte Hand.

“Aber wovon hat sie denn in all den Tagen gelebt?” fragte die Französin.
Rilke antwortete: “Von der Rose…”

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